Drunten Am Schanzl – … und das Aus des 1. FC Amberg
Die Stadt und vor allem der spätere MdL und Landrat Dr. Wagner (Mitglied im 17-köpfigen Bau-, Finanz- und Werbeausschuss „Stadionbau 1. FC Amberg e.V.“) unterbreiteten den Vorschlag, der 1. FC soll freiwillig auf das Erbbaurecht am Mosacher Weg verzichten und wertvolles Baugelände freigeben.
Drunten „Am Schanzl“ wurden bereits seit 1972 durch die Firma Arbogast rund 60.000m² Boden zum Teil aufgefüllt und planiert. Der expandierende Amberger 1. FC sollte auf insgesamt 50.000m² eine neue Heimat bekommen. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Gräf entstand ein zweigeschossiger Flachbau, ein Spielfeld von 110 x 200 Metern, eine reine Spielfläche von 70 x 105 Metern, Platz für ca. 700 Gäste auf einer überdachten Tribüne, Stehtribünen mit einem Fassungsvermögen für rund 8.000 Zuschauer, Trainingsplätze, Leichtathletikanlagen, eine Sauna und eine Kegelbahn – damals in Bayern eine der modernsten Sportstätten. 15 Vorstandsmitglieder unterschrieben eine Urkunde, die am 22. Juli 1972 mit den damals gängigen Münzen und den beiden Amberger Tageszeitungen eingemauert wurde. Der Verein zählte 800 Mitglieder, am 28. September 1972 wehte der Richtbaum über der Anlage, rund 1.900.000 DM kosteten seinerzeit die Anlagen, 830.000 DM bekam der Verein von der Stadt Amberg für das Gelände am Mosacher Weg, 200.000 DM Darlehen gab es vom BLSV, eine Bausteinaktion erbrachte 330.000 DM. Amberg war führend in der Oberpfalz. „Ein Ziel hat der 1. FC Amberg erreicht: Das Stadion mit Sportheim ist ein wahres „Schmuckkästchen“ und sucht seinesgleichen in weiter Umgebung“.
50 Jahre 1. FC Amberg – Festwoche im Juli 1973
“50 Jahre 1. FC Amberg” hieß es vom 21. Juli bis 28. Juli 1973. Höhepunkte der Feierlichkeiten waren die Spiele gegen den 1. FC Nürnberg (1:1, Tore: 0:1 Nahlik (35.), 1:1 Glöckl (82.)) und den FC Bayern München (2:12, FCA-Tore: 1:11 Glöckl (81.), 2:11 Daucher (84.)). Das „FC-Stadion“ erlebte dabei seine “Glanztage” mit der Einweihung am 21. Juli 1973 gegen den 1. FC Nürnberg vor 3.000 Zuschauern und sieben Tage später gegen den FC Bayern München vor 9.000 Zuschauern u.a. mit Maier, Beckenbauer und Müller.
Der ersehnte erstmalige Aufstieg in die Bayernliga
1974/1975 stieg Amberg mit Trainer Bernd Oles erstmals in die Bayernliga auf, das lange ersehnte sportliche Ziel war erreicht – der 1. FC Amberg verzeichnete einen Besucherschnitt von 3.000 pro Heimspiel. Fußball-Amberg erlebte ab sofort einen Boom.
1976/1977 pochte Amberg an die Tür zur 2. Liga und scheiterte knapp. Nach der souveränen Herbstmeisterschaft reichte es im Endspurt nur mehr zum 3. Platz.
1978/1979 war Egon Herlan Trainer, der 1. FC Amberg wurde Bayerischer Vizemeister.
Stefan Reisch war der Trainer in den nächsten zwei Bayernligajahren, turbulent wurde es dann 1981/1982: mit 5:17 Punkten löste Egon Herlan Stefan Reisch ab. Karel Finek kam wieder, der FC stieg mit ihm am 22. Mai 1982 nach dem 1:3 in Schweinfurt ab.
Im Juli 1982 wurde Hermann Fellner 1. Vorsitzender des 1. FC Amberg nach Georg Grammer, Dr. Konrad Flintsch, Edwin Gräf und Josef Schmidl.
Am 28. Mai 1983 wurde der 1. FC Amberg in Regensburg vor 10.000 Besuchern Vizemeister der Landesliga Mitte nach einem 0:0 gegen den Jahn. Ein winziges Tor hätte zum direkten Aufstieg gereicht. Am 7. Juni1983 ließ der FC Memmingen mit einem 1:0 die Amberger Hoffnungen auf einen Relegations-Aufstieg im Entscheidungsspiel zur Bayernliga zerplatzen.
Im Oktober 1984 kam der Altinternationale Aki Schmid als Trainer nach Amberg. Mit ihm glückte 1986 zum 2. Mal und völlig souverän der Aufstieg in die Bayernliga. (Von 1997 bis 2007 war Alfred „Aki“ Schmidt Fanbeauftragter bei Borussia Dortmund und veranstaltet bis heute u.a. Führungen durch das Dortmunder Stadion Quelle: wikipedia.org/wiki/Alfred Schmidt).
Es ist der letzte Spieltag der Saison 1984/1985: In der Landesliga Mitte, damals die vierthöchste Klasse Deutschlands, liefern sich der FC Amberg und die SpVgg Weiden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Wasserwerk kommt es zum Gipfeltreffen zwischen den beiden Oberpfälzer Traditionsvereinen, die damals von Karel Finek (SpVgg Weiden) und Aki Schmidt (1. FC Amberg) trainiert werden. Über 6.000 Fans werden Zeugen einer Partie, die bei beiden Vereinen ins Geschichtsbuch einging. Weiden gewann 2:1. Amberg hätte ein Unentschieden zum Aufstieg gereicht.
Eines der zuschauerträchtigen Derbys zwischen der SpVgg Weiden und dem 1. FC Amberg Mitte der 80er Jahre. Spieler, deren Namen heute noch nahezu jedem Fußballfan geläufig sind, spielten gegeneinander. Hier liegt der Amberger Torwart Hans Dotzler geschlagen am Boden, sein Teamkollege Ferdinand Glaser († 8/2014) schaut dem Ball machtlos hinterher. Am Boden beobachten der Amberger Lutz Ernemann (links) und der Weidener Stefan Fink (rechts) die Szene.
DFB-Pokal 1.Hauptrunde 1986/1987 gegen Borussia Mönchengladbach
Der Spielausschuss-Vorsitzende Walter Baresel ließ bei der Auslosung zur ersten Hauptrunde versehentlich das Los der Stuttgarter Kickers unter den Tisch fallen, ohne dass dies jemand bemerkte. Erst als Tennis Borussia Berlin kein Gegner zugelost werden konnte, fiel das Missgeschick auf. Nach einem Protest des Zweitligisten musste die Prozedur wiederholt werden. Schiedsrichter Volker Roth zog beim zweiten Versuch den Stuttgartern wieder Tennis Borussia Berlin als Gegner (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/DFB-Pokal_1986/87). Der 1. FC Amberg hätte in der Auslosung Bayer 04 Leverkusen als Gegner zugelost bekommen. In der Wiederholungsauslosung wurde die Borussia als äußerst attraktives Los gezogen.
Das Spiel am 30. August 1986 endete vor 6.600 Zuschauern mit 0:7 für Mönchengladbach (für weitere Informationen siehe: http://www.fussballdaten.de/dfb/1987/runde1/1fcamberg-mgladbach). Am Vorabend des Spieles fand im Hotel „Hammermühle“ in Freudenberg eine Pressekonferenz zum Spiel statt. Aus Gladbach waren anwesend: Trainer Jupp Heynckes und Manager Grashoff, auf Seiten des 1. FC Amberg Präsident Hermann Fellner, Manager Gerald Gröschl, Trainer Aki Schmidt u.a.
Der 1. FC Amberg hielt sich 5 Jahre lang in der Bayernliga. Im Mai 1991 kam das Bayernliga-Aus, pünktlich zum 70. Geburtstag.
Das Aus des 1. FC Amberg kurz vor seinem 75. Geburtstag
Danach kam der 1. FC Amberg sportlich noch mal auf die Beine. 1994 stieg Amberg zum 3. Mal in die Bayernliga auf. Am 27. Mai 1995 spielte der 1. FC Amberg letztmals in Schweinfurt in der Bayernliga. Er stieg freiwillig ab, obwohl er sportlich den Klassenerhalt geschafft hätte. Noch am 30. Juni 1994 wurde den Mitgliedern bei einer Versammlung glauben gemacht, eine “Entschuldung von 1,7 Millionen auf null” sei perfekt. Tatsächlich war der Verein nach 74 Jahren nicht mehr sanierbar – hieß es. Und seinen 75. Geburtstag erlebte der 1. FC Amberg nicht mehr, der Verein wurde am 03. August 1995 aufgelöst.
Verloren haben mit dem 1. FC Amberg irgendwie alle, manche ihr Lebenswerk, viele ihre sportliche Heimat, 600 Mitglieder ihren Verein, 250 Jugendliche ihre sportliche Ausbildungsstätte, die Oberpfalz einen der jahrzehntelang führenden Vereine, die Stadt einen ihrer attraktivsten Werbeträger.
Insgesamt 13 Jahre spielte der 1. FC Amberg in der Bayernliga (438 Punktespiele) bei zwei zwischenzeitlichen Abstiegen in die Landesliga Mitte.
Im „FC-Stadion“ wurde über viele Jahre in humorvoller, unterhaltsamer und anregender Weise das „Eins-Null-Bier“ verkauft. Es brachte meist auch den gewünschten Effekt.
Die von allen Positionen gut einsehbare Spielstätte erlebte seit seinem Bestehen einige fußballerische Leckerbissen. Neben dem 1. FC Nürnberg und dem FC Bayern München sahen die zahlreichen Zuschauer Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach, Eintracht Braunschweig, die Nationalmannschaft von Liberia, Slavia Prag, den TSV 1860 München und die Jugendmannschaft des FC Barcelona. Diese spielte Mitte der 1980er Jahre gegen die damalige A-Jugend des 1. FCA und gewann glücklich mit 1:0. Auch China‘s A-Jugend Nationalmannschaft war 1985 zu Gast und gewann gegen die FCA-A-Jugend mit 4:2.