FC Amberg

Die machen was an der Vils

1. FC Amberg vor 70 Jahren im Höhenflug

Die Älteren der Fußballfreunde erinnern sich noch, die Jüngeren kennen die unglaubliche Geschichte aus Erzählungen oder Abhandlungen aus den Archiven:
Der 1. FC Amberg schrieb vor 70 Jahren Fußballgeschichte in ganz Bayern und darüber hinaus. Die Erfolgs-geschichte begann in der Saison 1950/51 mit dem Gewinn der Oberpfalzmeisterschaft unter dem damaligen Trainer Otto Blum. Auch in  der Aufstiegsrunde zur Bayerischen Amateurliga ging der Siegeszug einer Mannschaft weiter, die nur aus Amberger Spielern bestand , darunter mit Amateurnationalspieler und Mittelläufer Rudolf Meßmann der Mittelpunkt einer Mannschaft, die  auch außerhalb des Spielfeldes eine verschworene Gemeinschaft war.

Mit Siegen gegen den FC Passau (5:1 vor 4000 Zuschauern zu Hause am Mosacherweg, auswärts 2:1), den 1. FC Kempten (2:1 vor 5000 Zuschauern, auswärts 3:1), den SV Aubing (3:1 vor 4500 Zuschauern, auswärts 1:1) den FC
Perlach (6:0 vor 6000 Zuschauern, auswärts 2:3) und den VfL Günzburg (4:0 vor 6000 Zuschauern, auswärts 3:0) gelang mit 31:9 Toren und 17:3 Punkten der ganz große Wurf, der Aufstieg in die Bayerische Amateurliga.

Im Jahre 1952 wurde der Neuling 1. FC Amberg in alter Besetzung Bayerischer Amateurmeister unter dem Bamberger Sportlehrer Michael Grasser als Trainer und qualifizierte  sich damit für die Aufstiegsspiele zur 2.
Division (heutige 2. Bundesliga). Tausende bereiteten der Mannschaft dann weit nach Mitternacht auf dem Marktplatz einen triumphalen Empfang, als sie mit dem Zug nach dem entscheidenden 0:0 in Landshut nach Amberg zurück kehrte.

Es war ein Marathonlauf mit 5 Spielen, darunter ein Pokalspiel,  in 10 Tagen gewesen, Tausende pilgerten zu den Heimspielen zum Mosacherweg, die gewaltige Stimme von Malermeister Ströhl (Trapper) aus der Fleischbankgasse
peitschte die Spieler in ruhigen Phasen im Spiel immer wieder nach vorne: „Auf geht’s, die gelbe Gefahr !“ Am Hallplatz in der Innenstadt standen bei jedem Auswärtsspiel Hunderte Fans vor dem Zeitungsaushang des „Amberger Volksblatts“  um die Ergebnisse von den Auswärtsspielen zu bekommen.

Ein nie da gewesenes Kuriosum diktierte damals die herrschende Terminnot. Der VfL Neustadt bei Coburg hatte alle seine Spiele bereits absolviert und führte  die Tabelle der Amateurliga an, der 1. FC Amberg hatte noch das
letzte Saisonspiel in Landshut zu bestreiten. Der VfL Neustadt  startete gleich mit dem ersten Aufstiegsspiel gegen den SC Baden-Baden, das er mit 4:0 gewann. Der 1. FC Amberg spielte  dann  nach dem 0:0 in Landshut und der
damit errungenen Meisterschaft  die Aufstiegsrunde anstelle der Neustädter weiter und nahm die zwei Punkte, die Neustadt zum Auftakt holte, mit in die Aufstiegsrunde. Gegner waren dort: Der Karlsruher FV, Olympia Lampertsheim, Union Böckingen und der SC Baden-Baden. Die Partien verliefen äußerst dramatisch. Nachdem der 1. FC Amberg die Spiele punktgleich als Tabellenzweiter mit Union Böckingen beendete, kam es in Würzburg zu einem Entscheidungsspiel. Es endete 2:2 Unentschieden trotz Verlängerung nach hartem Kampf bei glühender Sommerhitze. Das Wiederholungsspiel eine Woche später ebenfalls in Würzburg und wieder bei sengender in Hitze,   gewann Union Böckingen dann mit 3:1 und stieg zusammen mit dem Karlsruher FV, der die Tabelle  der Aufstiegsrunde anführte, in die 2. Division auf.  Der 1. FC Amberg beendete das Wiederholungsspiel in Unterzahl, nachdem Verteidiger Pietrasch vom Platz gestellt wurde.

Das Sommermärchen des 1. FC Amberg war damit hoch dramatisch beendet, die Erfolgsgeschichte bleibt aber bis heute einmalig in der Vereinshistorie.

Interessant ist es noch zu erwähnen,  dass die Urenkel des damaligen rechten Außenläufers des 1. FC Amberg ,Walter Schreiner, Tim und Leon Schreiner, aktuell dem Landesligakader des FC Amberg angehören. Deren Vater Jochen war Torhüter beim FC Amberg genau wie sein Sohn Tim heute.

 

Verfasst von Helmut Ziegler, Bilder zur Verfügung gestellt von Helmut Ziegler