Die Historie des FC Amberg 1921 bis 1973
Vom AFV über VFL und TuS zum 1. FC Amberg
Im Mutterland auf der Britischen Insel war der Fußballsport längst etabliert und hatte seinen Siegeszug bereits begonnen. In Deutschland war die allgemeine Lage drei Jahre nach dem verlorenen Krieg 1918 noch alles andere als geordnet und der „Fußball“ sehr verpönt.
In Amberg trafen sich trotzdem am 6. April 1921 insgesamt 27 Gründungsmitglieder – alle aus dem hiesigen Turnverein – in der Gaststätte “Bauernschänke” am Schrannenplatz (heutiges Gewerkschaftshaus), um den “Amberger Fußball-Verein” (AFV) zu gründen. Erster Vorsitzender war Andreas Schroll. Der Eintrag im Vereinsregister 2 am Staatsarchiv Amberg[9] stammt vom 19. April 1921. Eine Gründungsurkunde bzw. ein gleichwertiges Dokument existiert womöglich nicht bzw. ist weder am Registergericht Amberg noch am Stadtarchiv Amberg zu finden (Stand: 12/2014).
Mit viel Idealismus und noch mehr Mut nahmen die Männer den Spielbetrieb in den seinerzeitigen Vereinsfarben „Weiß–Blau“ auf. Das Eröffnungsspiel gegen den TV 1861 Amberg wurde 2:1 gewonnen. Die Freude auf dem Militärsportplatz in der Kaiser-Wilhelm-Kaserne (der heutigen Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg Weiden – OTH) in der Fleurystraße dauerte nicht lange und die Reichswehr verbot das Spielen im Kasernenbereich. Am 28. Juli 1921 wurden an der Landsassenstraße für 42.000 Reichsmark 4 Tagwerke „Getreidefelder“ gekauft. In 4-monatiger harter Arbeit wurde eine für damalige Verhältnisse moderne Rasensportanlage hergerichtet. Der Verein hatte seine erste Heimstätte.
1924 schaffte der AFV den Sprung von der B-Klasse in die Kreisklasse. Mittlerweile standen 6 Senioren- und Jugendmannschaften im Spielbetrieb, es herrschte Raum- und Platznot. Der AFV wollte das in unmittelbarer Nähe gelegene, durch die Auflösung des ATSV freigewordene, Gelände übernehmen. Doch die Machthaber hatten andere Pläne. Am Mosacher Weg sollte ein RAD-Lager errichtet werden und die Stadt musste hierfür ein Gelände zur Verfügung stellen. Man einigte sich 1934 darauf, dass der AFV den Platz des ehemaligen ATSV in Pacht übernahm und dafür sein Eigentum der Stadt übereignete. Das Eröffnungsspiel wurde zwar mit 1:2 gegen den FC Bayreuth verloren, aber die “moderne Rasensportanlage” am Mosacher Weg (schräg gegenüber dem ehemaligen „Gardinenhaus Schwab“) war eingeweiht.
Am 14. Juni 1936 gewann der Deutsche Vizemeister VfB Stuttgart nur 1:0 in Amberg. Stuttgart wurde eine Woche vorher beim Kampf um die Deutsche Meisterschaft vom FC Schalke 04 mit 6:4 Toren geschlagen. Stuttgart spielte in der Endspielaufstellung.
Die Amberger “Soldatenelf” (Amberg war Garnisonsstadt) gehörte von 1935 bis 1939 mit zu den besten Teams in Bayern und machte den AFV weit über die Grenzen der Stadt Amberg hinaus bekannt. Am 17. Januar 1939 wurde durch den Eintrag ins Vereinsregister 2 am Staatsarchiv Amberg[9] aus dem AFV ein “Verein für Leibesübungen” (VfL). Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges ruhte der Spielbetrieb bis auf den Jugendspielbetrieb fast gänzlich. Aus dem VfL wurde eine “Bannauswahl” der Hitlerjugend (HJ) bestehend aus den besten Spielern der Vereine VfL, SV und TV. Doch auch diese Mannschaft wurde durch den Krieg teilweise zerrissen.
Der Fußballsport in Amberg nimmt einen neuen Anlauf
Nach “Verbot und Lizenzentzug” durch die Militärregierung erfolgte 1945 die Auflösung des VfL Amberg, da dem VfL durch das Amtsgericht Amberg die Rechtsfähigkeit entzogen wurde. Die Siegermächte verboten in der ersten Zeit jegliche Veranstaltungen und Versammlungen, auch sportlicher Art. Die 3. Vereinstaufe erfolgte schließlich am 09. November 1945. Der ”TuS Amberg” als Nachfolgeverein gehörte unmittelbar nach Kriegsende zu den ersten zugelassenen Vereinen in Bayern mit Genehmigung der Militärregierung. Es spielten fast sämtliche Spieler der damaligen Bannauswahl beim TuS in der Kreisklasse. Das erste Spiel nach dem Krieg auf dem Gymnasiumplatz hinter dem Hockermühlbad wurde mit 1:12 gegen den TuS Hirschau verloren. Danach stellte sich Erfolg um Erfolg ein. Die TuS-Jugend erkämpfte sich 1947 neben der Oberpfalzmeisterschaft die Südbayerische Meisterschaft und scheiterte erst am späteren Deutschen Jugendmeister FC Nürnberg. Bei Jugendspielen waren seinerzeit oft mehr als 1.000 Zuschauer anwesend.
1948 war der TuS Amberg erstmalig Oberpfalzmeister mit Ehrenspielführer Rudolf Meßmann. Der TuS Amberg stand im entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die Bayerische Landesliga und scheiterte mit 5:6 auf neutralem Platz in Weiden am punktgleichen FSV Gostenhof – trotz einer klaren 5:1 Führung.
Taufe des „1.FC Amberg“
Am 15. Juli 1949 wurde der Verein auf den Namen „1. FC Amberg e. V.“ getauft, spielte in „Gelb-Schwarz“ in der Kreisklasse und wurde unter diesem neuen Namen in der Spielsaison 1950/1951 mit Trainer Otto Blau nach einem imponierenden Siegeszug von 18 Spielen ohne Niederlage erneut Oberpfalzmeister.
Die Meisterelf ist heute noch geläufig: Manfred Herbst, Lang, Meßmann, Werner Herbst, Wollak, Brunner, Aures, Pietrasch, Thiem, Thaler, Birner, Braun, Schreiner.
Mit 51:5 Punkten in 28 Spielen bei 106: 25 Toren ging der 1. FC Amberg in die Aufstiegsrunde zur 1. Amateurliga, der bayerischen Landesliga. Das lange ersehnte Ziel wurde nach den Qualifikationsspielen gegen den FC Passau (5:1 vor 4.500 Zuschauern zu Hause und auswärts 2:1), dem FC Kempten (2:1 vor 5.000 Zuschauern, 3:1), dem SV Aubing (3:1 vor 4.500 Zuschauern, 1:1), dem FC Perlach (6:0, Zuschauer ?, 2:3) und dem VFL Günzburg (4:0 vor 6.000 Zuschauern, 3:0) schließlich eindrucksvoll mit einem Torverhältnis von 31:9 bei 17:3 Punkten erreicht.
Der ganz große Triumph folgte 1952: Der Neuling 1. FC Amberg wurde in alter Besetzung Bayerischer Amateurmeister. Bemerkenswert: Alle Spieler waren Amberger.
Michael Grasser war Trainer. Er hatte sich neben dem Training der ersten Mannschaft besonders die Förderung des FC-Nachwuchses zum Ziel gesetzt. “Der Jubel Tausender wollte kein Ende nehmen” feierte die Presse den 1. FC Amberg beim Empfang auf dem Marktplatz zu nächtlicher Stunde nach der Rückkehr vom letzten Spiel in Landshut (0:0).
Von einer „einmaligen Leistung“ war in diversen Ansprachen die Rede, denn der 1. FC Amberg hatte innerhalb von 10 Tagen 5 Spiele absolviert, ein Pokalspiel war auch dabei. Jeweils Donnerstag und Sonntag waren die Kicker angetreten, zu Hause am Mosacher Weg vor Tausenden von Zuschauern immer begrüßt von einer gewaltigen Stimme, die Malermeister Ströhl aus der Fleischbankgasse gehörte: „ Die gelbe Gefahr, auf geht´s!“ – als „Kartoffelkäfer bezeichneten sie die Fans wegen der gelb-schwarz gestreiften Trikots.
In den folgenden Aufstiegsspielen zur 2. Division scheiterte der 1. FC Amberg knapp. Mit Union Böckingen war man punktgleich. Nach einem 2:2 in Würzburg verlor der 1. FC das zweite Entscheidungsspiel in einer wahren Hitze- und Nervenschlacht abermals in Würzburg mit 1:3. Union Böckingen und der Karlsruher FV stiegen auf.
Im Jahre 1954 wurde dem 1. FC Amberg im Wege des Erbbaurechts das Gelände am Mosacher Weg von der Stadt Amberg für die Dauer von 40 Jahren überlassen. 1956/1957 erfolgte der Sportheimausbau. Es erklärten sich zahlreiche Amberger Firmen bereit, „dem Club helfend unter die Arme zu greifen“. Es entstanden 4 Umkleidekabinen, 1 Geschäftszimmer und 1 Wirtschaftsraum. Alle Räume wurden mit „Heizschlangen“ versehen, um auch im Winter eine Warmhaltung der Räume zu gewährleisten. Initiator war der damalige 1. Vorsitzende RA Hans Hofmann. Auf diesem Gelände war der Fußballclub dann bis zum Jahre 1973 beheimatet.
Inzwischen war die Amateurliga in die Gruppen Nord und Süd aufgeteilt worden. Am Ende der Saison 1957/1958 stand der 1. FC Amberg mit dem ESV Ingolstadt punktgleich auf dem 1. Tabellenplatz. Vor 8.000 Zuschauern im Regensburger Jahn-Stadion wurde dieses dramatische Entscheidungsspiel um die Südbayerische Meisterschaft mit 0:1 verloren, der 1. FC Amberg war Südbayerischer Vizemeister.
40 Jahre 1. FC Amberg
“40 Jahre 1. FC Amberg” hieß es am 10. Juni 1961. Höhepunkt der Feierlichkeiten war das Spiel der legendären „Meßmann-Elf“ gegen Admira Wien (1:7).
Auszüge aus der Festschrift: „40 Jahre Fussball am Mosacher Weg, 10 Jahre 1.Amateur Liga“ |
Auch in den folgenden Jahren zählte der 1. FC Amberg stets zu den besten seiner Gruppe. Dennoch musste er nach der Neugründung der Bayernliga und der drei Landesligen aufgrund einer etwas ungünstigeren Platzierung in die Landesliga Mitte. Eine bittere Enttäuschung brachte die Saison 1965. Der 1. FC musste in die Bezirksliga Oberpfalz absteigen. Dann kam der tschechische Altinternationale Karel Finek als Trainer. Er führte den 1. FC aus der Versenkung und verhalf ihm zu einem neuen Höhenflug. Schon nach einem Jahr glückte der Wiederaufstieg. 1968/1969 schien das Wunschziel „Bayernliga“ Wirklichkeit zu werden als der 1. FC Herbstmeister wurde, doch zu Saisonabschluss war die SpVgg Vohenstrauß Meister und Aufsteiger. Quasi über Nacht verschwand Finek nach 3-jähriger Tätigkeit und trainierte Vohenstrauß. Pipo Braun sprang als Interimstrainer ein und erreichte einen beachtlichen 4. Platz. Das große Ziel „Bayernliga“ aber blieb nach wie vor ein Wunschtraum. Und draußen am Mosacher Weg neigte sich die Ära dem Ende zu.
Im Jahr 1965 stand Ehrenspielführer Rudolf Meßmann in der Deutschen Amateurnationalmannschaft beim Länderspiel in Frankreich. Im einzigen Amateurländerspiel des Jahres 1954, am 30. Mai in Longwy gegen Frankreich, spielte er beim 0:0-Remis wie gewohnt auf seiner Stammposition des Mittelläufers (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Meßmann).
Die SpVgg Plattling war 1957 der erste Gegner auf der neuen Anlage (0:1), der letzte Gegner war am 19. Mai 1973 der SV 73 Nürnberg-Süd, es gab mit einem 2:0 den letzten Sieg.